Woche gegen Rassismus - Zeitzeugengespräch
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Ben Stern – A Near Normal Mana lasting message of courage, kindness and hope 2021. Die Befreiung des Konzentrationslagers Ausschwitz liegt 76 Jahre zurück. Ben Stern, heute 99 Jahre, ist einer der wenigen Menschen auf der Welt, die wir noch fragen können, wie das damals war. An diesem Montag, 15. März, als Auftakt unserer „Woche gegen Rassismus und für Courage" sprach er über eine Stunde mit seiner Tochter Charlene via Zoom mit den Klassen 9d, 10a, 10b und 10c und beantwortete deren Fragen. Ben war im Alter unserer Schüler*innen, als sein Leiden im Warschauer Ghetto begann und sein unbeschwertes Leben für immer endete. Vor dem Treffen schauten unsere Schüler*innen den Film Near Normal Man, der Bens Geschichte erzählt, und die Klassen bereiteten sich mit von uns erstelltem Material im Geschichtsunterricht vor. |
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Charlene hat die Geschichte Ihres Vaters ohne Vorkenntnisse verfilmt und verschuldete sich dafür. "Near Normal Man" gewann Preise, wurde ins Spanische und (an unserer Schule) ins Deutsche übersetzt und läuft heute in Dutzenden Ländern vor allem über Streamingdienste. Der Dokumentarfilm zeigt die bewegende Geschichte von Ben. Er überlebte zwei Ghettos, neun Konzentrationslager und zwei Todesmärsche. Die Nazis gaben in der ganzen Zeit Ben insgesamt Nahrung, die wir in sechs Wochen verzehren. Ben lebte davon über fünf Jahre. Er ist der weltweit einzige dokumentierte Mensch, der überlebt hat, nachdem ihn der KZ-Arzt Joseph Mengele persönlich aussortiert hat. Es schockt, wenn Ben Stern grausame Geschichten erzählt, als seien sie gestern passiert. Wie die Geschichte von einem Mann, der seinen kleinen Sohn hinrichten soll und sich weigert. Und das Kind den eigenen Vater exekutiert, damit nicht beide sterben. Ben beeindruckt, wenn Charlene erzählt, dass ihr Vater bereits vor Einmarsch der Deutschen auf Anraten seiner Mutter nach Russland geflohen ist. Nur, um später zurückzukehren, als er erfährt, dass es seiner Mutter schlecht geht. Er schlägt sich dafür durch die Feindeslinien der Russen und der Deutschen nach Warschau durch. Retten kann er niemanden - alle seine Verwandten sterben unter den Nazis. Ben fasziniert, wenn er durch das Zimmer zum Computer läuft und man ihm nicht anmerkt, dass er in ein paar Wochen 100 Jahre alt ist. Wenn er in klaren Worten die Botschaft ausspricht, dass wir aufbegehren müssen, wenn Unrecht geschieht. Und dass dies im Kleinen beginnt - im Klassenverband. Dass wir Mitgefühl zeigen müssen, wann immer wir Menschen sehen, die alleine sind oder Hilfe brauchen. Ben ist glaubhaft, wenn er sagt, dass dies unsere einzige Chance ist zu verhindern, dass sich solch unvorstellbaren Verbrechen wiederholen. Isabel Jürgens, Sophia Lorenz und Steffen Haschler |