Woche gegen Rassismus

Schüler

Woche gegen Rassismus und für Courage – Eine Botschaft für Courage, Hoffnung und Freundlichkeit

Auch in diesem Jahr fand die jährliche „Woche gegen Rassismus und für Courage“ an unserer Schule statt. Um Rassismus und Diskriminierung in der Gegenwart verstehen zu können, lohnt es sich immer, einen Blick in die Vergangenheit zu werfen. In unserem Alltag kommen wir nicht umhin, mit Geschichte konfrontiert zu werden, sei es bewusst oder unbewusst. Die Überlieferungen der Vergangenheit ragen in die Gegenwart hinein und prägen unser Verständnis der Welt. Es stellt ein Alleinstellungsmerkmal des Menschen dar, dass wir in der Lage sind, historische Erinnerungen zu tradieren und ihnen damit, über unsere eigene Existenz hinaus, eine Form der Bedeutsamkeit zuzuschreiben. Insbesondere für Schülerinnen und Schüler ist es wichtig, Erklärungsmuster und Sinnzusammenhänge zu verstehen, um sich in der gegenwärtigen Welt zurechtzufinden. Umso wertvoller ist es natürlich, wenn Zeitzeugen über ihre Erfahrungen berichten können. Aus diesem Grund war es eine einzigartige Chance und Ehre, das Schülerinnen und Schüler im Rahmen der „Woche gegen Rassismus und für Courage“ die Möglichkeit bekamen, mit dem Holocaustüberlebenden Ben Stern und seiner Tochter Charlene Stern sprechen zu können. Zuvor hatten die Schülerinnen und Schüler der Klassen 10 und die 9d den Film „Near normal man“ geschaut, welchen Charlene Stern selbstständig produziert hat, um die Geschichte ihres Vaters in die Welt hinauszutragen. Der Film berichtet auf mitreißende Weise über das Leben des mittlerweile 101-jährigen Ben Stern. Er überlebte nicht nur den nationalsozialistischen Arzt Joseph Mengele, sondern insgesamt neun Konzentrationslager und zwei Todesmärsche. Auch nach der Befreiung setzte sich Ben Stern gegen antisemitische Tendenzen in den USA ein und wird bis heute nicht müde, seine wichtige Botschaft in die Welt hinauszutragen. Die Schülerinnen und Schüler bereiteten Fragen vor, welche sie in der Videokonferenz an Charlene und Ben, die heute in Kalifornien leben, stellen konnten. Das Interesse und der Respekt gegenüber Ben Stern wurden durch Fragen deutlich, wie: „Woher hatten Sie den Mut und die Kraft immer weiterzumachen?“ oder „Wie fühlt es sich an, wenn man denkt, dass man gleich sterben wird?“ Diese Fragen zeigen, wie unvorstellbar das Unrecht und das Leid war, welches Ben Stern durch die Nationalsozialisten zugefügt wurde. Umso wertvoller ist der unermüdliche Einsatz der beiden, Hass und Hetze keinen Raum zu geben. Charlene Sterns Anliegen ist es, eine bleibende Botschaft der Courage, Hoffnung und Freundlichkeit in die Welt hinauszusenden. Während des intensiven und sensiblen Austauschs unserer Schüler:innen mit Charlene und Ben Stern kam es zu einem unvorhersehbaren Vorfall, der zeigte, dass Antisemitismus und menschenverachtendes Verhalten immer und überall zugegen ist und wir als Gemeinschaft dagegen täglich vorgehen müssen. Alle Schüler:innen haben in vielen (Einzel-)Gesprächen danach ihre große Abscheu und entschiedene Ablehnung gezeigt, auch die gesamte Schulgemeinschaft hat ihren Widerwillen demonstriert. Wir können nicht immer kontrollieren, was Menschen tun oder sagen, aber sehr wohl, wie wir ihnen dann antworten.

Wie wichtig es ist, dass sich Menschen für die Aufarbeitung von historischen Ereignissen einsetzen und sich den individuellen Schicksalen von Betroffenen zu widmen, konnten die Schülerinnen und Schüler in der Woche gegen Rassismus und für Courage auch an anderer Stelle erfahren. Die 10. Klassen und die 9d hatten die Möglichkeit, das „Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma in Heidelberg“ zu besuchen und selbstständig dort zu arbeiten. Der Genozid an über 500.000 Sinti und Roma durch die Nationalsozialisten wurde erst im Jahr 2015 vom Europäischen Parlament offiziell anerkannt. Das Dokumentations- und Kulturzentrum in Heidelberg sorgt für Aufklärung und gab den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, etwas über die persönlichen Biografien Heidelberger Sinti und Roma zu erfahren. Für sie war es beeindruckend und erschreckend, „ihr“ Heidelberg auf den Fotos wiederzuerkennen und so vor Augen geführt zu bekommen, dass Geschichte nicht irgendwo stattgefunden hat, sondern sich das Erbe sogleich vor der Haustür finden lässt. Das Englische Institut ist als „Schule gegen Rassismus und für Courage“ dankbar, diese wertvolle Kooperation mit dem Dokumentations- und Kulturzentrum in Heidelberg auch in diesem Jahr fortführen zu können. Besonderer Dank gilt hier Andreas Pflock vom Dokumentationszentrum für die vertrauensvolle Zusammenarbeit.

Ein weiteres Beispiel für unsere engagierte Arbeit gegen das Vergessen und gegen Rassismus finden Sie hier:
https://www.rnz.de/region/heidelberg_artikel,-Heidelberg-Damit-NS-Opfer-nicht-vergessen-werden-_arid,1089044.html

Denise Wienand, Steffen Haschler, Dietmar Schmid